Heinrich von Zügel (1850-1941)
Bilder in der Kunstsammlung: Selbstporträt, großes Ochsengespann, Blick auf Murrhardt
Haus- und Nutztiere in ihrer ländlichen Umgebung sind seine Themen, daneben vereinzelt reine Landschaften, Städteansichten oder Porträts.
Nach zweijährigem Studium an der Stuttgarter Kunstschule setzte der 19jährige seine Ausbildung in München fort. Der Tiermaler Anton Braith aus Biberach wurde für den Studenten ein wichtiger Mentor.
Zügels frühe Gemälde, meist Bilder von Schafen, sind mit großem technischen Können bis ins Detail naturgetreu ausgeführt. Die Malerei des jungen Künstlers vollendet den zeitgenössischen "Münchner Realismus".
Anfang der 1880er Jahre entdeckte Zügel die Hochmoorlandschaft bei Dachau als neues Studiengebiet. Er begann, im Freien zu malen. Dadurch entfernte er sich von der Nahsicht und stellte die Tiere als Teil eines erweiterten Landschaftsraumes dar.
Studienaufenthalte an der holländischen und belgischen Küste brachten dem Künstler Anfang der 1890er Jahre den Durchbruch zum Impressionismus, dessen berühmte Vertreter er bei früheren Parisaufenthalten und durch Ausstellungen in München kennengelernt hatte. Die atmosphärische Wiedergabe der Tiere in Luft und Licht, das Erfassen der Reflektionen von Sonne und Wasser, das Spiel von Licht und Schatten wird nun zum künstlerischen Anliegen. Dabei werden die Details immer stärker dem Gesamteindruck untergeordnet.
Mehr als vierzig Jahre lang arbeitete Zügel an dem Thema "Schwere Arbeit", der Darstellung eines pflügenden Ochsengespanns. An den etwa 24 Versionen des Sujets ist die Entwicklung des Malers ablesbar, die von der detaillierten Schilderung zur kubistischen Verknappung und Monumentalisierung führt. Er wählte zuletzt riesige Formate, um seinem Empfinden für die Verbundenheit von Mensch und Natur, für den ewigen Kreislauf alles Lebens, durch dieses Motiv Ausdruck zu geben.
Noch in hohem Alter gelangen Zügel impressionistische Werke voller Leichtigkeit und Frische, z.B. der "Blick auf Murrhardt", 77jährig entstand noch ein eindrucksvolles Selbstporträt.
Heinrich von Zügel gehört mit Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt zu den bedeutenden deutschen Impressionisten. Als Gründungsmitglied der Münchner Sezession setzte er sich für eine Erneuerung des Ausstellungsbetriebs ein. Über 25 Jahre lang wirkte er als Professor und zeitweiliger Rektor der Münchner Akademie.