Stadtnachricht

Der Kiebitz kam einst häufig bei uns vor


Nach guter Tradition ist am Karfreitag die Eröffnung der Tourismussaison im Carl-Schweizer-Museum, heuer am 29. März um 10 Uhr. „Unsere Eintrittspreise bleiben unverändert auf niedrigem Niveau“, betont Museumsleiter Christian Schweizer. Daher ist das „Haus für Natur und Geschichte“ ideales Ziel für Ausflüge von Familien, Schulklassen, Vereinen, Seniorengruppen und touristischen Gästen.

Einen Schwerpunkt der Führungen im Museum bildet heuer die naturkundliche Sammlung, die in wochenlanger Arbeit runderneuert worden ist. Mit tatkräftiger Unterstützung eines Teams aus ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus dem Freundes- und Bekanntenkreis hat der Museumsleiter viele Äste und Zweige von frischen Kiefern und anderen heimischen Nadelbäumen in die Dioramen eingearbeitet. Schweizer dankt Personen aus Mettelberg, Fichtenberg, Oberrot-Hausen und Sulzbach-Laufen, die diese Naturmaterialien zur Verfügung stellten. „Ohne frische Pflanzen kann diese einzigartige Sammlung nicht authentisch präsentiert werden“, verdeutlicht der Museumsleiter.

Die Dioramen stellen die natürlichen Lebensräume unserer heimischen Tier- und Vogelwelt dar und sind bevölkert von einer Fülle naturgetreu gestalteter zoologischer Präparate. Darunter auch Exemplare der Jahrestiere, wie ein graziles Kiebitz-Pärchen: Der Kiebitz ist der Vogel des Jahres 2024 und steht auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten. Der Kiebitz ist ein schwarz-weiß gefärbter, etwa taubengroßer Regenpfeifer. Sein Gefieder glänzt im Licht metallisch grün oder violett. Auffällig sind die gebogene sogenannte Federholle auf dem Kopf und die breiten gerundeten Flügel. Männchen und Weibchen sehen sich sehr ähnlich, jedoch ist die Federtolle, der Schopf des Männchens länger und das Brustband einheitlich dunkel gefärbt.

Früher kamen Kiebitze auch in unserer Region häufig vor, so am Oberlauf der Murr, am Mettel- und Klingenbach, bei Fornsbach im Neuhauser Tal und im Rottal. Aber durch Trockenlegung von Feuchtwiesen und intensive landwirtschaftliche Nutzung der Wiesen, die zu oft abgemäht werden, sind ihre Bestände stark zurückgegangen. „Der Kiebitz ist ein Bodenbrüter und ähnlich durch Mähmaschinen gefährdet wie Rehkitze, zudem Beute von Füchsen, Greifvögeln, verwilderten Hauskatzen und Waschbären“, erklärt Christian Schweizer. Wildtier des Jahres ist der überwiegend nachtaktive Igel, der allerlei Kleintiere von Insekten über Schnecken bis zu Fröschen und Mäusen frisst. Reptil des Jahres, die Kreuzotter, die sich ebenfalls in der Sammlung des Museums findet.

Kiebitzpaar CSM 2024

Bildrechte: Carl-Schweizer-Museum | Kibitzpaar

Im Bereich Heimatgeschichte wird an die Verabschiedung des Grundgesetzes im Naturkundemuseum Bonn und dessen Unterzeichnung am 23. Mai 1949 erinnert, womit die Bundesrepublik vor 75 Jahren gegründet wurde. Dabei spielten bedeutende Persönlichkeiten mit Bezug zu Murrhardt wichtige Rollen, so der erste Bundespräsident Theodor Heuss, der oft in der Walterichstadt zu Gast war, wovon Zeichnungen in der städtischen Kunstsammlung zeugen, und der ehemalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier, Wahlkreiskandidat bei der ersten Bundestagswahl im August 1949.

Vor 75 Jahren begannen auch die Planungen zum Neubau des „Murrhardter Heimatmuseums“, das nach seinem Gründer den Namen Carl-Schweizer-Museum erhielt. Seniormuseumschef Rolf Schweizer erinnert sich: Das große Projekt konnte verwirklicht werden dank tatkräftiger Unterstützung durch Altbürgermeister Karl Blum, dessen Sohn Architekt Hermann Blum die Planung übernahm. Die „Bleichwiese am Feuersee“ stellte sich als der am besten geeignete Bauplatz für das Museum heraus. Das Grundstück erwarb die Familie Schweizer mit dem nach der Währungsreform noch vorhandenen Geld.

Zur Finanzierung des Baus musste ein Kredit aufgenommen werden. Gemeinsam mit dem Architekten fuhr die Familie nach Frankfurt: Sie informierte sich im Senckenberg-Naturmuseum über die Präsentation der Tiere in Dioramen, die als Vorbild für den Neubau diente. „Nach heftigen Diskussionen mit dem Architekten fanden wir einen Plan, der realisierbar war.“ Dabei ging es darum, dass die zoologische Sammlung komplett unter ein schützendes Dach kam. Denn die Präparate waren seit dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Gebäuden aufbewahrt, ein Teil in der Stadtkirche, ein anderer in der Zehntscheuer, dem heutigen Kulturhaus Klosterhof, erzählt Rolf Schweizer.

Info: Alle Veranstaltungen, Termine und Führungen zu verschiedenen Themen, die das Carl-Schweizer-Museum teils auch in Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen im Schwäbischen Wald anbietet, sind im Internet zu finden unter https://www.carl-schweizer-museum.de und https://www.murrhardt.de/veranstaltungen.

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Redakteur / Urheber
Carl-Schweizer-Museum