Verein

Krankenpflegeverein Murrhardt e.V.

Blumstraße 20
71540 Murrhardt
Stadtbezirk: Murrhardt

Vorsitzende(r):
Herr Werner Stingel
1. Vorsitzender
^
Vereinsporträt

Wer sind wir?
Der Krankenpflegeverein Murrhardt e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der überkonfessionell und politisch neutral arbeitet. Der Verein wurde 1899 auf Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Murrhardt und der Stadt Murrhardt zur Ermöglichung der Anstellung einer Gemeindeschwester gegründet. Derzeit hat er etwa 900 Mitgliedschaften.

Nach der Satzung wird der Verein durch einen Vorstand und durch einen Ausschuss geführt. Alle Organe arbeiten unentgeltlich und ehrenamtlich.

Derzeit sind für den Verein verantwortlich:

  • Werner Stingel, Vorstandsmitglied/1. Vorsitzender
  • Dr. Hans Joachim Stein, Vorstandsmitglied/2. Vorsitzender
  • Rainer Braulik, Vorstandsmitglied/Rechner
  • Thomas Rieger, Vorstandsmitglied/Schriftführer
  • Michèle Hartmann, Ausschussmitglied/Arbeitskreis Sonntagscafé
  • Katja Ganser, Ausschussmitglied
  • Erika Joppke, Ausschussmitglied
  • Roland Kugler, Ausschussmitglied
  • Dr. Gitta Luther-Frömel, Ausschussmitglied
  • Armin Mößner, Ausschussmitglied
  • Adelheid Schieber, Ausschussmitglied
  • Pia Winter Ausschussmitglied
  • Holger Dörrscheidt, Rechnungsprüfer
  • Christine Kindermann-Weber, Rechnungsprüferin

Was wollen wir?
Der Krankenpflegeverein und Diakonie ambulant - Gesundheitsdienste Oberes Murrtal e.V. haben sich im Zusammenwirken mit allen anderen sozialen Diensten in Murrhardt ganz besonders der Unterstützung eines möglichst lange selbstbestimmten Lebens in der eigenen häuslichen Umgebung verschrieben.

Der Krankenpflegeverein Murrhardt e.V. begann diese Arbeit wie gesagt bereits 1899 mit dem Aufbau einer Gemeindekrankenpflege, die zunächst mit einer Gemeindeschwester arbeitete. Er wird von den Mitgliedschaften (Familienmitgliedschaften) getragen und konnte dank dieser Unterstützung seine Arbeit von Anfang an durchhalten und weiter ausbauen. 1978 begann die Zusammenarbeit mit den Krankenpflegevereinen der Nachbargemeinden durch Bildung einer vereinbarten Diakoniestation. Daraus wurde dann 1996 die Diakonie Sozialstation Oberes Murrtal e.V. (DSOM) mit Sitz in Murrhardt, die sich 2004 in Diakonie ambulant - Gesundheitsdienste Oberes Murrtal e.V. umbenannt hat.

Diakonie ambulant ist heute der gemeinsame operative Dachverein der Krankenpflegevereine, der Städte und Gemeinden sowie der öffentlich-rechtlichen kirchlichen Gemeinden aller Konfessionen im Einzugsbereich Murrhardt, Sulzbach an der Murr, Spiegelberg und Großerlach. Diakonie ambulant wird von den genannten Krankenpflegevereinen finanziell und ideell gefördert.

Diakoniesozialstation
Der Krankenpflegeverein Murrhardt e.V. stellt seit Gründung von Diakonie ambulant seine bisherige Station Blumstraße 20 in Murrhardt als zentrale Diakoniesozialstation bereit. Dieses aus den 30er-Jahren stammende Gebäude bot für den ausgedehnteren Betrieb keine ausreichenden Bedingungen mehr.

Aus diesem Grund wird/ wurde die Station in den Jahren 2019/2020 durch eine Erweiterung praktisch verdoppelt. Damit liegen die Voraussetzungen vor, die pflegerischen und therapeutischen Dienstleistungen im oberen Murrtal zu erhalten und weiter auszubauen.

Das Projekt erfordert ein Finanzvolumen von ca. 645.000 €. Es konnte nur realisiert werden, weil aus dem LEADER-Programm für den Schwäbischen Wald, einem Förderprogramm des Europäischen Landwirtschaftsfonds und des Landes Banden Württemberg zur Förderung des ländlichen Raums, ein Zuschuss in Höhe von ca. 162.000 € bewilligt wurde. Zum LEADER-Programm wird auch auf die Website der Europäischen Kommission verwiesen: europa.eu/european-union/index_de

Die Inbetriebnahme der erweiterten Diakoniesozialstation erfolgte im Juli 2020; die endgültige Fertigstellung im Herbst 2020.

Erweiterte Diakoniesozialstation - Vordergrund renovierter Altbau, dahinter neuer Anbau.
Erweiterte Diakoniesozialstation - Vordergrund renovierter Altbau, dahinter neuer Anbau

Als Antwort auf die neuen Tendenzen im Gesundheitswesen mit immer kürzeren Verweildauern in den Krankenhäusern und getreu ihrer Zielsetzung hat Diakonie ambulant neben dem traditionellen häuslichen Pflegedienst in den letzten Jahren mit Unterstützung der Krankenpflegevereine eine ganze Palette von therapeutischen Diensten  ausgebaut. Die teilweise langen und beschwerlichen Wege zu entsprechenden Diensten sollten den Patientinnen und Patienten außerdem erspart werden. Der Dienst sollte zum Patienten kommen und nicht umgekehrt. Als Partner für Pflege und Therapie betreibt Diakonie ambulant deshalb in Murrhardt bzw. Sulzbach an der Murr freie Praxen für Logopädie, Physiotherapie (mit Gerätestudio), und Ergotherapie. Als Hilfe, die ins Haus kommt, bietet sie von diesen Praxen aus gerade für betroffene ältere Menschen die meisten Dienste als ambulante geriatrische Therapie auch in den Privatwohnungen an. Zur Pflege gehören heute selbstverständlich auch die Pflegeberatung, eine Familienpflege oder die Verhinderungspflege.

Der Krankenpflegeverein Murrhardt bietet zusätzlich ein Vortragsprogramm zu Gesundheitsthemen an. Das aktuelle Vortragsprogramm kann hier unter den Vereinsveranstaltungen oder hier im städt. Veranstaltungskalender abgerufen werden.

Auf ehrenamtlicher Basis erfolgen Besuchsdienste und Sterbebegleitung (Hospizarbeit). Dabei erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit der Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis e.V.. Zur Hospizarbeit zählt auch die Beratung zu den Vorsorgepapieren (Patientenverfügung usw.).

In Kooperation mit der Erich-Schumm-Stiftung und unterstützt durch viele ehrenamtliche Kräfte richtet er außerdem das Sonntagscafé aus.

Kontakte:

Diakonie ambulant
GESUNDHEITSDIENSTE OBERES MURRTAL e.V

Blumstraße 20
71540 Murrhardt
0 71 92 / 90 91 00
info(at)diakonie-ambulant.info
www.diakonie-ambulant.info

Krankenpflegeverein Murrhardt e.V.
Blumstraße 20
71540 Murrhardt
 0 71 92 / 90 91 00
info(at)diakonie-ambulant.info
www.diakonie-ambulant.info

Heutige Aufgaben

Sonntagscafé
Seit Mitte 1998 findet an jedem Sonntag von 14.00 bis 16.30 Uhr unser gerne besuchtes Sonntagscafé im Erich-Schumm-Stift (i.d.R. im Schumm-Forum) statt.

Sie sind herzlich eingeladen, sich in schöner Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen mit Anderen zu treffen und zu unterhalten. In der Regel am 1. Sonntag im Monat wird auch ein unterhaltendes Programm angeboten.

Für eine Mithilfe bei der Bewirtung oder für einen Programmbeitrag sind wir immer dankbar. Wenn Ihnen dies möglich und ein Anliegen sein könnte, wenden Sie sich bitte an Frau Michèle Hartmann vom Krankenpflegeverein,  0 71 92/5262.

Besuchsdienst Murrhardt
In unserer Stadt leben viele alleinstehende ältere Menschen und versorgen sich selbstständig im eigenen Haushalt. Sie benötigen gelegentlich Hilfestellung und klagen oft, dass sie einsam sind.

Menschen, die in unseren Altenheimen leben und dort gut gepflegt und versorgt werden, vermissen ab und zu eine Ansprache oder eine kleine Abwechslung.

Mit anderen wollen wir diesem Problem mit ehrenamtlichen Kräften entgegenwirken.

 0 71 92 / 33 52 (Frau Stingel) oder 90 91 00 (Diakonie ambulant).
 0 71 92 / 90 91 05,
info(at)diakonie-ambulant.info

Hospizdienst Murrhardt
Die meisten Menschen wünschen sich, die letzte Zeit ihres Lebens zu Hause in vertrauter Umgebung zu verbringen. Angehörige und Freunde sind oft nicht in der Nähe oder fühlen sich bei der Begleitung und Betreuung oft seelisch und körperlich überfordert.

In Zusammenarbeit mit der Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis e.V. wollen wir mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Mitgliedern unseres Pflegeteams, die für ihren Dienst besonders vorbereitet werden, Betroffene und Angehörige unterstützen und begleiten.

0 71 92/90 91 00 oder  07191/3441940,
info(at)hospiz-remsmurr.de

Patientenverfügung/Vorsorgepapiere
Für den Fall schwerer Krankheit mit dauerhafter Bewusstlosigkeit und am Ende des Lebens kann durch rechtzeitige Verfügungen das Selbstbestimmungsrecht gewahrt werden.

Wir beraten Sie ehrenamtlich zu den sog. Vorsorgepapieren (Patientenverfügung, Gesundheitsvollmacht, Vorsorgevollmacht, Generalvollmacht und Betreuungsverfügung) im Zusammenwirken mit der Esslinger Initiative Vorsorgen-Selbst bestimmen e.V.

 0 71 92/90 91 00 oder  0 7151/95 91 95 0

Spendenkonto
Neben den Beiträgen unserer Mitglieder und ehrenamtlicher Mithilfe sind wir auch für Ihre Spenden sehr dankbar. Sie kommen in vollem Umfang unserer vielfältigen Arbeit zugute. Spenden werden bestätigt und vom Finanzamt steuermindernd anerkannt.

Spendenkonto: Krankenpflegeverein Murrhardt e.V.
KSK Waiblingen IBAN: DE67 6025 0010 0000 6004 48

Machen Sie mit
Unser Verein ist keine "geschlossene Gesellschaft"! Sie sind uns jederzeit als Mitglied, ehrenamtliche Mitarbeiter/in und mit Ihrem Rat oder Ihrer konstruktiven Kritik herzlich willkommen.

Mitgliedschaft

5 gute Argumente Mitglied zu sein oder zu werden
Der Krankenpflegeverein Murrhardt stellt seit 1899 in Murrhardt vielfältige ambulante Pflegedienstleistungen teilweise in Kooperation mit anderen Trägern sicher. Er ist mit ca. 1.000 Mitgliedschaften die größte und älteste Selbsthilfeorganisation unserer Stadt. Er wird heute genauso benötigt wie bei der damaligen Gründung!
Ohne den Krankenpflegeverein wären die derzeitigen Angebote nicht oder nicht in der gewohnten Form denkbar. Dazu gehören z.B. die Angebote von Diakonie ambulant wie Kranken- und Altenpflege, Familienpflege, Kinderkrankenpflege, Bewegungstherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Hauswirtschaft ebenso wie unser Sonntagscafé oder der Telefon-, Besuchs- oder Hospizdienst.
Der Krankenpflegeverein unterstützt den von ihm mitgegründeten Verein Diakonie ambulant - Gesundheitsdienste Oberes Murrtal e.V. finanziell und ideell. Dadurch haben die Pflegekräfte mehr Zeit für Ihre Patientinnen und Patienten als von den Kassen anerkannt und bezahlt wird. Pflege bleibt menschenwürdig und wird fachkundig erbracht.
Der Krankenpflegeverein übernimmt für Mitglieder einen Teil der Kosten für Leistungen, die nicht von der Krankenkasse oder Pflegekasse bezahlt werden.
Der Krankenpflegeverein will im Rahmen seiner satzungsmäßigen Möglichkeiten Partner für die Menschen in unserer Stadt sein, die persönlich eine Hilfestellung benötigen.
Wenn viele Mitglieder zusammenstehen, kann der Jahresbeitrag von 18,00 €/Mitglied also sehr viel bewegen. In die Mitgliedschaft sind Ehepartner und minderjährige Kinder mit eingeschlossen.

Das Formular für die Mitgliedschaft steht Ihnen hier als PDF zum Download bereit.

2024: 125 Jahre Krankenpflegeverein

125 Jahre häusliche Krankenpflege in Murrhardt –

125 Jahre Krankenpflegeverein

Rückblick in der Mitgliederversammlung am 24. April 2024

Verehrte Mitglieder, werte Gäste,

Dass wir in diesem Jahr unser 125jähriges Jubiläum begehen können, erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit. Der Blick in unsere Chronik zeigt uns, dass die Vereinsarbeit mit kleinsten Aktivitäten und mühsamem Ringen um die finanziellen Mittel und die Entwicklung begann. Der Verein war aber seit 1899 immer aktiv und konnte sich in all diesen Jahren trotz aller schweren geschichtlichen Herausforderungen behaupten.

Der Grundstein für das, was der Verein heute unserer Bevölkerung an ehrenamtlichen Leistungen und über Diakonie ambulant im pflegerischen und therapeutischen Bereich anbieten kann, wurde offensichtlich vom Bedarf geprägt, sehr weitsichtig in den Jahren ab 1897 vom damaligen evang. Stadtpfarrer und vom Stadtschultheiß und deren Gremien gelegt. Aus der Bürgerschaft erfolgte eine bemerkenswerte Unterstützung, die durch die Zeiten trug und dankenswerterweise bis heute anhält.

Konkret  wurde die Vereinsarbeit mit dem Dienstbeginn unserer ersten Gemeindeschwester Heinrike Wagner am 19. Oktober 1899. Sie wurde von der Evang. Diakonissenanstalt Stuttgart vermittelt.

Wir müssen uns kurz vergegenwärtigen, in welcher Zeit die Anfänge unserer Arbeit liegen. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten in Deutschland ca. 35 Mio. Einwohner. Wirtschaftliche Probleme, Missernten und bittere Armut, Landflucht und beginnende Industrialisierung waren mit ursächlich für die Revolution 1848/1849. Deutschland rang um die Bildung eines Nationalstaates und erlebte 1870/1871 den deutsch-französischen Krieg. 1883 wurde die gesetzliche Krankenversicherung eingeführt und 1886 das Bürgerliche Gesetzbuch erlassen, das ab 1.1.1900 in Kraft trat. Erst 1996 wurde in Deutschland die Pflegeversicherung eingeführt.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt auch die Geburtsstunde der organisierten Diakonie. Beim ersten evang. Kirchentag wurde auf Betreiben von Johann Hinrich Wichern 1848 in Wittenberg der „Centrale Ausschuss für die Innere Mission der Deutschen evang. Kirche“ ins Leben gerufen. Er war die Vorläuferorganisation des Diakonischen Werkes der EKD. Auf katholischer Seite wurde 1897 der Deutsche Caritasverband gegründet. Auf der Basis dieser Verbände  entstanden überall in Deutschland regionale und lokale Werke für diakonische oder caritative  Arbeit. Ihnen allen sind sicher Namen und Werke wie Theodor Fliedner mit Kaiserswerth oder Bodelschwingh mit Bethel bestens bekannt. Hierzulande kennen wir u.a. die Stuttgarter Diakonissen, die Olgaschwesternschaft und auch das Diak Schwäbisch Hall, aber auch Richtung Behindertenarbeit oder Erziehung die Paulinenpflege oder die Diakonie Stetten.

Insbesondere  Theodor Fliedner in Kaiserswerth hat lt. Schwester Margarete Mühlbauer vom Diak bereits 1836 die Bildung von Vereinen für die häusliche Krankenpflegevereine angeregt. In der Krankenpflege ausgebildete Frauen (Diakonissen) sollten im Dienste Jesus die Familien unterstützen. Die Vereinsmitglieder sollen Dienende und nicht Fordernde sein. Niemand solle seinen Beitrag in der Absicht geben, eigene Vorteile aus dem Verein zu ziehen.

In Murrhardt hatte man also auch Vorbilder. Aber man war mit der damaligen Vereinsgründung durchaus auf der Höhe der Zeit! Zugleich konnte man die Unterstützung der Stuttgarter Diakonissen und sehr bald des Diaks nutzen.

Finanzen

Wie mühsam und ärmlich der Beginn unserer Arbeit war, wird deutlich, dass z.B. vom Stadtpfarrer 1897 „weitere 20 Mark“ oder vom Stadtschultheiß „ein Sühnegeld von 5 M“ übergeben wurden. Die damalige Mark entsprach einem heutigen Wert von etwa 8 €uro. Da war natürlich eine anonyme Spende von 1000 M, die sich ebenfalls 1897 im Opferstock der Walterichskirche befand, ein bedeutender finanzieller Anschub.

1898 ist einem Kirchengemeinderatsbeschluss zu entnehmen dass für die Diakonissenstation ein Jahresaufwand von 700 Mark zu erwarten sei. Der damalige Gemeinderat bewilligte einen jährlichen Zuschuss von 200 Mark und einmalig 100 Mark.

1901 sind für die vergangenen 2 Jahre seit 1899 Gesamteinnahmen von 1128,74 M und Gesamtausgaben von 2104,82 M dokumentiert. Das Gesamtdefizit von 976 Mk und 08 Pfg. hat die Kirchenpflege gedeckt. Dahinter stand die Betreuung von 53 Kranken mit 16 vollen Tagen, 37 Nachtwachen und 1145 Einzelbesuchen.

Heute haben wir im Pflege- und Therapiebereich von Diakonie ambulant, also mit Sulzbach, Spiegelberg und Großerlach, einen Jahresumsatz von über 3,5 Mio. Euro. Die allgemeine und die ehrenamtlich getragene Arbeit des Krankenpflegevereins liegt in der Größenordnung von ca. 70.000 €/Jahr.

Mitglieder

1901 hatte der Verein lt. Chronik 86 Mitglieder. Die Zahl entwickelte sich stetig und hatte den Höchststand im Jahr 1989 mit 2089 Mitgliedschaften (Familienmitgliedschaft umfasste Ehepartner und kindergeldberechtigte Kinder). Inzwischen sind wir bei 866 Mitgliedschaften angekommen. Der Rückgang trotz aller wichtigen und guten Angebote ist betrüblich. Der Krankenpflegeverein ist damit aber nicht allein. Durch die Kapitalanlage in Immobilien kann die Arbeit des Vereins in finanzieller Hinsicht und im bisherigen Umfang trotzdem gewährleistet werden. Weiterhin sehr wichtig ist und wäre aber die Verankerung des Vereins und seiner Ziele in der breiten Bevölkerung.

Mitarbeitende

Sehr spannend ist der Blick auf die Mitarbeitenden. Bis heute ist für mich beeindruckend und rätselhaft zugleich, wie die erste Personalgewinnung erfolgte. Ausgerechnet Oberschwester Rosalie Knorpp im German Hospital and Bethesda Deaconess House in Cleveland, Ohio, wurde die erste Aspirantin. Die Anstellung klappte zunächst wegen der Wohnsituation nicht, erfolgte dann aber ab 16.11.1900.

So wurde Schwester Heinrike Wagner ab 19.10.1899 unsere erste Gemeindeschwester. Sie kam von den Stuttgarter Diakonissen.

Die Diakonissen wurden von ihren Schwesternschaften i.d.R. auf der Basis eines sog. Gestellungsvertrages entsandt. Sie erhielten vom Mutterhaus ein Taschengeld. Der Krankenpflegeverein hatte die Wohnung zu stellen oder zu finanzieren und monatlich so etwas wie eine Pauschale an das Mutterhaus zu entrichten.

Die Schwesternwohnung in Murrhardt befand sich im Gasthaus Engel in der Hauptstraße. Noch heute sind dort Spuren des Glockenzugs neben der Eingangstüre vorhanden, mit dem die Schwester gerufen werden konnte. Interessant ist auch, dass ab 1926 Engelwirt Zügel von der Kirchengemeinde den bis dahin als Weinlager gepachteten Sakristeikeller als zusätzliche Mietentschädigung unentgeltlich erhielt.

Obwohl Krieg war, hat der Verein 1941 das Gebäude Blumstraße 20 erworben und dort dann die Schwesternwohnungen eingerichtet. Die Station erhielt die Telefonnummer 156.

Ab 1905 kamen die Murrhardter Gemeindeschwestern von Diak in Schw. Hall. Der Vetrag vom 4.5.1905 spricht von der Gründung der 63. Krankenpflegestation durch die Diakonissenanstalt Hall.

Jahrzehntelang wurden z.B. auch die Naturaliensammlungen zu Erntedank an das Diakonissenmutterhaus weitergeleitet. In einem Dankbrief von 1904 ist dokumentiert, dass 80 Ztr. Kartoffeln, 60 Kpf Kraut und 20 Pfd Gelbe Rüben gesammelt wurden.

1907 wurde vor dem Hintergrund eines Vermächtnisses der Geschwister Wurst vom Hördthof über die Anstellung einer 2. Schwester für die Gemeinde und die Filialen diskutiert. Ab 1909 sind Bemühungen des Pfarramts Lippoldsweiler dokumentiert, eine Schwester auch für Fautspach, Vorder- und Hinterwestermurr, Hörschhof  und Käsbach zu installieren. Dem stand der Murrhardter Kirchengemeinderat aber ablehnend gegenüber. Auch der Dekan forderte 1913 eine 2. Schwester. Dies zerschlug sich wegen der Mobilmachung zum 1. Weltkrieg aber ebenfalls.

Im August 1914 wurde die Murrhardter Schwester zum Lazarettdienst eingezogen. Die Schwesternstation war deshalb verwaist. Berichtet ist aber, dass „Kräfte aus der Stadt“ Hilfsdienst machten. Ab 1.2.1917 stellte das Mutterhaus für Murrhardt wieder eine Schwester.

1920 wurde der Wunsch auf eine 2. Schwester in der Mitgliederversammlung wieder geäußert. Die Anstellung für den südlichen Stadtbereich von Murrhardt und die Parzellen Harbach, Gaisbühl, Hasenhof, Schwarzenmühle, Waltersberg, Schwammhof; Vorderwestermurr, Käsbach und Eulenhöfle klappte dann aber ab Januar 1921. Lt. Den Protokollen war es für sie aber nicht nur erfreulich. Den größten Widerstand fände die Schwester bei den Frauen, weil sie befürchteten, dass die Schwestern in ihren Haushalt hineinsehen!

1926 wurde in Vorderwestermurr eine eigene Schwesternstation eingerichtet. Es war die 157. Des Diaks. Die Wohnung befand sich im Haus Kugler und wurde erst 1970 gekündigt.

Damit hatte der Verein 3 Gemeindeschwestern. Ab 1930 kam für Murrhardt eine weitere Schwester hinzu. In den 30er-Jahren wurde die Arbeit auf die Teilorte Hinterbüchelberg, Murrhärle und Steinberg ausgedehnt.

Die Bewerbung von 2 freien Schwestern mit Staatsexamen und Mitgliedschaft in der NSDAP wurde offenkundig ignoriert.

1937 wollte der Verein erreichen, dass die Schwestern keine Kinderkircharbeit mehr leisten sollen, weil sie durch die Diphterie- u. Grippeepedemie stark gefordert seien. Dagegen wehrte sich die Schwester aus Vorderwestermurr.

1938 sollte in Deutschland eine NS-Schwesternschaft geschult werden. Murrhardt blieb davon vermutlich verschont, weil schon Schwesternstationen vorhanden waren.

1939 ist in den Unterlagen von 5 Schwestern die Rede. Beantragt wurden für sie die höchstzulässigen Seifenkartenzulagen.

1955 wurde anlässlich des Jubiläums berichtet, dass in 50 Jahren 67 Schwestern 21.000 Kranke betreut und 560.000 Krankenbesuche gemacht hätten. Die zusammengezählte Dauer der Nachtwachen betrug 6 Jahre!

Ab Mitte der 60er-Jahre zeichnen sich Personalprobleme ab, weil das Mutterhaus nicht mehr genügend Diakonissen hatte. Z.B. wurde 1968 sogar eine Pflegehelferin aus Murrhardt für einen Monat Nachtdienst im Diak für 1 Monat abgezogen. Auch nach der Gemeindereform mit der Eingliederung von Fornsbach und Kirchenkirnberg musste 1972 das Diak einen Antrag auf Entsendung einer weiteren Schwester abschlägig bescheiden. Die Gemeinden sollen doch selbst Personen suchen, die sich für eine einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin eignen.

Das Diak regte 1973 sogar die Überlegung an, die Trägerschaft der Arbeit den Kommunen zu übertragen. Dem trat der KPV entschieden entgegen. Er wollte das ideelle und finanzielle Engagement der Mitglieder erhalten wissen. Das Diak lenkte darauf entsprechend ein.

1976 wurde mit Helene Bernhard die letzte eingesegnete Diakonisse in Murrhardt verabschiedet. Der Gestellungsvertrag ist 31.12.2018 offiziell ausgelaufen.

Seit Beginn der 70er-Jahre sind erste Versuche nachgewiesen, Krankenschwestern per Zeitungsanzeige zu finden. Bei Diakonie ambulant sind inzwischen alle Kräfte per Anstellungsvertrag beschäftigt und nach dem Tarif für den öffentlichen Dienst der Kommunen vergütet. Seit 1996 beschäftigt der KPV nur noch eine nebenamtliche Sekretärin.

Mobilität

Die Gemeindeschwestern hatten vom Mutterhaus aus ursprünglich zu Fuß unterwegs zu sein. 1956 wurden 3 Mopeds beschafft. 1962 folgte ein VW-Käfer, mit dem die Schwester am 24.12.1966 verunglückte. 1969 stiftete Erich Schumm einen fabrikneuen VW, weil er nicht mehr mit ansehen wollte, wie die Schwestern bei Wind und Wetter  mit dem Fahrrad unterwegs sein mussten. Heute stehen natürlich für alle Kräfte kleine Autos zur Verfügung. In Murrhardt werden sie aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen mit Erdgas betrieben. Die Umstellung auf Elektroautos, versorgt über eine PV-Anlage, ist in Vorbereitung.

Zusammenarbeit mit der Kath. Kirchengemeinde

1969 anlässlich eines hohen Finanzdefizits Bitte an die Kath. Kirchengemeinde, einen regelmäßigen Beitrag von 1000 DM zu bewilligen. Die offizielle Vertretung sei vorbesprochen. Dem Antrag konnte lt. Antwort wegen der Finanzierung des Kirchenbaus zunächst nicht entsprochen werden. Der Kath. Pfarrer wurde dann aber regelmäßig zu den Ausschusssitzungen eingeladen. 1969 veranstaltete die Kath. Kirchengemeinde eine Theaterveranstaltung mit 450 Gästen und übergab  den Reinerlös von 471,42 DM an den KPV. In der Neufassung der Satzung wurde ab 1.1.1973 aufgenommen, dass die Kath. Kirchengemeinde einen Vertreter in den Ausschuss entsendet.

Diakoniesozialstation

Unter Erhaltung der Selbständigkeit der örtlichen Krankenpflegevereine wurde 1978 die vereinbarte Diakoniesozialstation Oberes Murrtal gegründet. Dazu wurde mit der Evang. Kirchengemeinde Sulzbach ein Kooperationsvertrag geschlossen. Die Vorgabe des Landes für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung konnte so in diesem Bereich erfüllt werden.

1996 führte dies unter Überleitung der Mitarbeitenden zur Gründung des eigenständigen Vereins, den wir heute Diakonie ambulant Gesundheitsdienste oberes Murrtal e.V. nennen. Dieser Dachverein erhielt ab 1.1.2012 eine Satzung mit hauptamtlichem Vorstand und Aufsichtsrat. Er beschäftigt ca. 70 Mitarbeitende auf umgerechnet 40 Vollzeitstellen. Neben dem Pflegedienst hat er auch die therapeutischen Angebote Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie entwickelt. Die Krankenpflegevereine blieben Fördermitglieder von Diakonie ambulant. Der Sitz des Vereins ist nach wie vor im Gebäude Blumstraße 20 in Murrhardt.

Ehrenamtliche Angebote

Der Spielraum, den der Krankenpflegeverein Murrhardt mit Gründung von Diakonie ambulant erhielt wurde für ehrenamtlich getragene zusätzliche Angebote genutzt. Derzeit bestehen sie in der ambulanten Hospizarbeit, dem Sonntagscafé und dem Vortragsangebot.10 Jahre lang wurde auch in Kooperation mit der Evang. Kirchengemeinde eine Schwerhörigengruppe angeboten.

Immobilien

Der Krankenpflegeverein hat seit den 90er-Jahren im Wohnprojekt Untere Schulgasse 20, 22/Kirchgasse 4 altengerechte Wohnungen erwerben können. Sie sind entsprechend ihrer Zielrichtung vermietet.

2015/2016 konnten im Projekt Alte Post Praxisräume erworben werden, die für die Logopädie an Diakonie ambulant vermietet sind.

2019/2020 wurde das Gebäude Blumstraße 20 mit Finanzförderung aus dem sog. Leaderprogramm energetisch saniert und um einen etwa gleich großen Anbau erweitert. Das Gebäude ist ebenfalls an Diakonie ambulant vermietet und wird als Diakoniesozialstation genutzt. Sie hat jetzt dort zukunftsfähige Räume zur Verfügung. Über die Miete tragen die anderen Mitglieder von Diakonie ambulant die Kosten der Diakoniestation indirekt mit.

Sämtliche Mieterlöse des Krankenpflegevereins werden zusammen mit den Mitgliedsbeiträgen für die laufende Vereinsarbeit eingesetzt und bilden eine gute Basis für die weitere gedeihliche Vereinsentwicklung.

----

Dieser Rückblick kann und soll nur ein grober Überblick sein. Weit detailliertere Infos enthält die Chronik, die 1999 zum 100jährigen Jubiläum zusammengestellt wurde und die jetzt eine Fortsetzung erhielt, die über die Vereinsentwicklung in den letzten 25 Jahren berichtet.

Wegen seiner Länge wird das Manuskript wird in der heutigen Mitgliederversammlung zum Mitnehmen ausgelegt. Eine Kurzfassung wird zur Würdigung des 125jährigen Jubiläums der Versammlung vorgetragen.

Murrhardt, 24. April 2024

W. Stingel

^
Unsere Veranstaltungen/Termine
Für den Inhalt dieser Seite ist der Verein »Krankenpflegeverein Murrhardt e.V.« verantwortlich.